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Projekte der Innovationsförderung: EurAsia – Simulationsbasierte Untersuchung neuer Exportmöglichkeiten über die trans-eurasische Route für hessische Verlader

Frankfurt am Main, 25.03.2021 – Das Land Hessen und die HOLM GmbH unterstützen seit 2014 im Rahmen der hessischen Innovationsförderung innovative Projekte und Vorhaben im Bereich Logistik und Mobilität. Inzwischen sind zahlreiche Ideen aus Mitteln des Landes und unter der Projektträgerschaft der HOLM GmbH und der HA Hessen Agentur GmbH gefördert und viele Projekte abgeschlossen worden. Die Projekte werden hier in loser Folge vorgestellt.

Heute: EurAsia – Simulationsbasierte Untersuchung neuer Exportmöglichkeiten über die trans-eurasische Route für hessische Verlader, ein Projekt der Technischen Universität Darmstadt.
Prof. Dr. Ralf Elbert, Fachgebietsleiter Unternehmensführung und Logistik, und Michael Gleser, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Unternehmensführung und Logistik, haben unsere Fragen über das Projekt beantwortet.

Wie ist die Idee für das Projekt entstanden?

Prof. Elbert: Das Projekt ist durch den Austausch mit unseren Partnern bei der Deutschen Bahn entstanden. Das Thema der eurasischen Eisenbahn hat insbesondere in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen, was sich in einer starken Zunahme an Zugverbindungen widerspiegelt. Der Schienengüterverkehr ist hierbei um einiges schneller als der Schiffsverkehr, verursacht aber auch höhere Kosten. Da die Kosten jedoch bei weitem nicht an die Luftfracht heranreichen, entsteht ein Angebot, das in der Verbindung Europa-Asien eine Lücke im Transportmarkt füllen kann. Da der Transport durch die chinesische Regierung stark subventioniert wird, kommt es zu unpaarigen Verkehren. Dies stellt für Transportprozesse große Ineffizienzen dar. Mit der Überlegung, für welche Verlader, insbesondere auch aus dem hessischen Raum, und welche Knotenpunkte im Eisenbahnnetz die trans-eurasische Route interessant ist, hat sich das Projekt herausgebildet.

Welche Bedeutung hat/hatte die HOLM-Innovationsförderung für das Projekt?

Prof. Elbert: Die HOLM-Innovationsförderung ermöglicht eine schnelle Umsetzung innovativer Projekte. Insbesondere bei Themen, die einem starken Wandel unterliegen, ist dies relevant, um die Aktualität der Ergebnisse sicherzustellen. Insofern ermöglicht uns die Förderung am Puls der Zeit zu forschen.

Welchen Nutzen für Wirtschaft und/oder Wissenschaft/Politik/Gesellschaft sehen Sie für Ihr Projekt?

M. Gleser: Die Untersuchung des trans-eurasischen Transports über die Eisenbahn hat für die Gesellschaft insbesondere in Bezug auf Umweltaspekte eine große Bedeutung. Die durchgehend elektrifizierte Strecke ermöglicht einen ressourcenschonenden Transport ohne den Einsatz von Schwerölen wie in der Tiefseeschifffahrt oder den hohen Verbrauch an Kerosin wie in der Luftfahrt. Aus wissenschaftlicher Sicht fand eine europäische Betrachtung dieses stark aus dem asiatischen Raum getriebenen Projektes bisher nur bedingt statt. Es ergeben sich eine Reihe von Möglichkeiten, die weitergehend untersucht werden sollten. Wirtschaftlich müssen sich insbesondere europäische Exporteure und Firmen auf eine verstärkte Konkurrenz aus China einstellen, die aufgrund der schnelleren Transporte „näher“ an den europäischen Markt rücken. Erkenntnisse hinsichtlich der Möglichkeiten eines Schienengüterverkehrs sind hierbei insbesondere aus Wettbewerbssicht relevant.

Was hat Sie am Projekt am meisten überrascht? Über welche Zwischenergebnisse können Sie berichten?

Prof. Elbert: Das Projekt der eurasischen Landbrücke wird im Schienengüterverkehr schon seit einigen Jahren diskutiert. Sehr interessant ist hierbei, welche Akteure bereits an dem Thema mitgewirkt haben und mit welchem Enthusiasmus gearbeitet wird. Hier ergeben sich neue Möglichkeiten für einen schnellen Transport von und nach Asien. Besonders interessant ist hierbei die optimistische Einschätzung hinsichtlich der Transportmöglichkeiten und die derzeitige Ausdehnung an Kapazitäten auf der Route. Neben der Kundengewinnung für die Route sind insbesondere die Restriktionen an den Grenzterminals relevant, die die Kapazitäten stark beschränken. Hierbei muss es zu trans-nationalen Kooperationen kommen.

Wo sehen Sie einen weiteren Forschungs-/Anwendungsbedarf und/oder Einsatzbereich?

M. Gleser: Die eurasische Landbrücke wird die Wirtschaft und die Forschung auch in den nächsten Jahren beschäftigen. Besonders interessant ist hierbei, wie Europa auf dieses geopolitische Projekt der chinesischen Regierung reagiert und sich positioniert. Aus wirtschaftlicher Sicht ist eine Begleitung der verschiedenen Transportstellen interessant. Es gibt hier sicher noch einige Verbesserungsmöglichkeiten.

Mit welchen Partnern möchten/wollen Sie das Projekt ggf. fortführen/weiter entwickeln?

Prof. Elbert: Da wir direkt mit den Partnern auf Seiten der Deutschen Bahn arbeiten wäre eine externe Sicht, beispielsweise aus anderen europäischen Ländern, sehr interessant. Auch eine Sondierung des Marktes und der verschiedenen Verlader und Spediteure wäre eine sehr gute Möglichkeit, das Projekt weiterzuentwickeln.

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