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Hessen Mobility diskutierte Regionalauswertung Hessen der Studie Mobilität in Deutschland

Frankfurt am Main, 15.09.2020 – Die Pandemie wird unser Mobilitätsverhalten nicht grundsätzlich ändern, auch wenn in Phasen des Lockdowns das Fahrrad häufiger genutzt wird. Trotz Covid-19 wird das alte Mobilitätsniveau schnell wieder erreicht sein. Vor allem das Auto hat als „Schutzraum“ in diesem Jahr an Attraktivität gewonnen, während der ÖPNV in der Anfangszeit der Pandemie viel Kapital verspielt hat. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie „Mobilität in Deutschland, Regionalbericht Hessen“, unter Berücksichtigung aktueller Entwicklungen im Verlauf der Pandemie. Die Regionalauswertung hat Robert Follmer, Bereichsleiter bei infas und verantwortlich für das Projekt, Anfang September im HOLM vorgestellt.

Pandemien möchte man am liebsten vergessen, sagte Follmer, das sei in der Vergangenheit so gewesen und zeige sich auch in der aktuellen Situation. Nachhaltigkeitserfahrungen seien vermutlich nicht nachhaltig, die Verkehrswende verlange deshalb noch mehr Aktivität als zuvor.

Die Erhebungen zeigen, dass der motorisierte Individualverkehr im Mai im Verhältnis zum öffentlichen Personennahverkehr deutlich zugelegt hat. Rund 80 Prozent entfallen im Modal Split auf Auto- und Mitfahrer*innen (Fußwege sind in diesem Modal Split nicht eingerechnet).

Das Gros der Verkehrsleistung, das Produkt aus der Zahl der Personen und der zurückgelegten Strecke, entfällt in Hessen nach aktuellen Daten mit mehr als 133 Millionen Personenkilometer auf das Auto und die im Auto Mitfahrenden. Der Öffentliche Verkehr hat einen Anteil von 14 Millionen Personenkilometern, das Rad und der Fußverkehr haben jeweils einen Anteil von acht Millionen Personenkilometern.
Die Ergebnisse zeigen auch, dass in Hessen mehr Verkehrsleistung durch die Wege zum Einkaufen und durch das Freizeitverhalten erbracht wird als im Berufsverkehr.

Deutliche Unterschiede zeigen sich zwischen Städten und ländlichen Regionen: In Frankfurt werden nur 30 Prozent der Wege mit dem Auto zurückgelegt. Zu Fuß seien es sogar noch ein bisschen mehr. Auch Busse und Bahnen (24 Prozent) und das Fahrrad (16) spielen eine weit größere Rolle. Zum Vergleich: Im ländlichen Hessen werden öffentliche Verkehrsmittel gerade einmal für fünf Prozent der Wege genutzt, das Fahrrad für drei Prozent.

„Die Verkehrswende fängt in den Städten an“, sagte Heiko Nickel, politischer Geschäftsführer des alternativen Verkehrsclubs Deutschland (VCD) in Hessen und Mitinitiator des Radentscheids in Frankfurt in der anschließenden Diskussion, an der Prof. Gerd Riegelhuth (Präsident Hessen Mobil), Dr. André Kavai (Geschäftsführer RMV), Rouven Kötter (Regionalverband FrankfurtRheinMain), Michael Rüffer (Geschäftsführer VGF), Prof. Dr. Christian T. Haas (Hochschule Fresenius) und Dr. Christian Langhagen-Rohrbach (Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen) teilgenommen haben.

Staatssekretär Jens Deutschendorf (Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen) hatte zuvor einen Impuls gegeben.

André Kavai vom Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) sagte, dass die Pendlerzüge inzwischen wieder zu zwei Dritteln gefüllt seien. Es gebe aber noch keinen Normalzustand. Denn Fahrgäste in Richtung Stadion, Messe oder Flughafen fehlten weiterhin.

Im Rahmen der Studie „Mobilität in Deutschland“ sind in Hessen 36.485 Personen aus 18.087 Haushalten zu ihrem Mobilitätsverhalten befragt worden. Dabei wurden über 110.000 Wege erfasst. Die Ergebnisse wurden mit den Untersuchungen aus den Jahren 2002 und 2008 verglichen.

„85 Prozent der Menschen in Hessen sind täglich unterwegs, ob mit dem Rad, zu Fuß, im Auto oder mit Bus und Bahn. Das macht Hessen zu einem Hotspot der Mobilität. Das bedeutet nicht nur gute Verbindungen, sondern natürlich auch, dass die Auswirkungen des Verkehrs hier besonders groß sind. Gleichzeitig sind dies die besten Voraussetzungen, um Vorreiter in der Verkehrswende zu werden“, sagte Hessens Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir bei der Vorstellung der Regionalauswertung.

Staatssekretär Jens Deutschendorf